gemeinden.judentum.de/muenchenFilme aus
Israel:
Geschichten aus dem Alltag
12. – 14.
Mai 2003 - Gasteig München - Vortragssaal der Bibliothek
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Montag, 12.
Mai
18.00 Uhr |
Made in Israel
Israel 2001, 113 min., hebr./russ.
mit dt. U, Regie: Ari Folman, Verleih: Pegasos Film
Der Darsteller Jürgen Holtz ist anwesend.
Made in Israel ist ein skurriles Roadmovie über fünf Israelis:
einen Saxophonspieler, zwei Geldeintreiber und zwei russische
Kopfgeldjäger, die wider Willen zu Nazijägern werden. Made in Israel
ist aber auch eine rabenschwarze Satire, die respektlos mit Klischees
spielt. |
Montag, 12.
Mai
20.30 Uhr |
Afula Express
Israel 1997, 97 min., hebr. mit
dt. u. russ. U, Regie: Julie Shles
Israels raue Wirklichkeit bildet den
Hintergrund von Afula Express, ein herzerwärmend komisches Drama
von kleinen Leuten aus der Provinz, die sich große Träume in der großen
Stadt Tel Aviv erfüllen wollen. Die Einbindung von dokumentarischem
Material in die Geschichte macht den Film zu einer einzigartigen
Erfahrung für den Zuschauer. |
Dienstag, 13.Mai
18.00 Uhr |
Everlasting Joy – Osher Lelo
Gvul
Israel 1996, 85 min., hebr. mit
dt. u. russ. U, Regie: Igal Bursztyn
Das Leben des jüdischen
Philosophen Baruch Spinoza, übertragen aus dem Amsterdam des 17.
Jahrhunderts ins heutige Holon, in die Suburbs von Tel Aviv. Der Spinoza
unserer Tage sitzt vor seinem Computer und sucht, in das Geheimnis des
immerwährenden Glücks einzudringen. Dann jedoch erreicht ihn ein Ruf
nach Heidelberg, um dort zu lehren. Aber schon am Flughafen in Tel Aviv
verliert er das Interesse an einer akademischen Karriere. Als er bei
seiner Rückkehr von seinen Nachbarn begeistert empfangen wird, versteht
er endlich, dass er sie ebenso braucht wie sie ihn. |
Dienstag, 13.Mai
20.00 Uhr |
Vulcan Junction – Tzomet
Vulcan
Israel 1999, 102 min., hebr. mit
dt. u. russ. U, Regie: Eran Riklis
Neun Tage im Leben von
sechs jungen Israelis, fünf Männern und einer Frau, jeder von ihnen vor
Entscheidungen mit großer Tragweite , an einer Weggabelung im Leben. Die
letzen neun Tage vor dem 6. Oktober 1973: Jom Kippur, der höchste
jüdische Feiertag, an dem Syrien und Ägypten Israel den Krieg erklärten.
Neun Tage, sechs Menschen, Rock’n Roll: Vulcan Junction
untersucht die Naivität, Unschuld und Ahnungslosigkeit des Israels von
1973 – eine Unschuld, die zerplatzt wie eine Seifenblase mit dem
Überraschungsangriff der arabischen Nachbarn am 6. Oktober 1973. |
Mittwoch, 14.Mai
18.00 Uhr |
Circus Palestine – Kirkas
Palestina
Israel 1998,
90 min., hebr./russ./arab./engl./ mit dt. u. russ. U, Regie: Eyal Halfon
Eines schönen Tages kommt ein kleiner
Zirkus aus Osteuropa ins Heilige Land und schlägt sein Lager auf in
einem kleinen, pittoresken heruntergekommenen Dorf in der Westbank,
dessen Ruhm sich bis dahin vor allem darauf beschränkt hat, die besten
und schnellsten unter jenen Autos, die ihren Weg als Diebesgut ins
Westjordanland gefunden haben, in Teilen weiter zu verkaufen. Kirkas
Palestina scheint eine völlig aberwitzige Geschichte zu erzählen.
Tatsächlich offenbart der Film mit seinen irreal anmutenden Bildern
Aspekte einer Welt, deren Komplexität nur erahnen kann, wer sie erlebt
hat , einer Welt, in der Freund und Feind oft kaum zu unterscheiden sind
und sich gelegentlich in einer Person vermischen. |
Mittwoch, 14.Mai
20.00 Uhr |
Yana’s Friends –
Hachaverim Shel Yana
Israel 1999, 90 min., hebr./russ.
mit dt. u. russ. U, Regie: Arik Kaplun
Eine Geschichte von der
Ankunft russischer Immigranten in Tel Aviv just in der Zeit des
Golfkrieges. Während irakische Scuds über ihre Köpfe fliegen und ein
ganzes Land sich in luftdicht versiegelten Räumen verbarrikadiert,
kämpfen Yana und ihre Freunde vor allem mit ihren Problemen, die
Immigranten überall auf der Welt haben: Sprache , Kultur, Geld, Arbeit
und Liebe. Immer häufiger bekommen Immigranten aus Osteuropa in den
letzten Jahren Bild und Stimme im israelischen Kino. Arik Kaplun
reflektiert sehr authentisch die gemeinsamen Probleme der mittlerweile
ca. eine Million Neueinwanderer aus den Staaten der ehemaligen
Sowjetunion. |
Der Eintritt ist
frei.
Veranstalter:
Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V., Tel.: 089/22
12 53, in Zusammenarbeit mit der Münchner Stadtbibliothek im Gasteig und dem
Kulturreferat LH München.
Filme aus Israel:
Geschichten aus dem Alltag
Im
Mai präsentiert die Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und
Tradition e.V. eine Reihe von preisgekrönten israelischen Spielfilmen, die
die Kulturabteilungen des Außenministeriums und der Botschaft des Staates
Israel und der Bundesverband kommunaler Filmarbeit e.V. zusammengestellt
haben. Der fünfteiligen Reihe wurde der im März in Deutschland gestartete
Film "Made in Israel" vorangestellt. Für das deutschsprachige Publikum und
russische Neueinwanderer wurden die hebräischsprachigen Filme mit deutschen
und russischen Untertiteln versehen. Mitveranstalter der Münchner
Präsentation sind die Münchner Stadtbibliothek und das Kulturreferat der
Landeshauptstadt München. Alle Filme sind erstmals in München zu sehen.
Warum
halten die Veranstalter dieses Filmangebot gerade zum jetzigen Zeitpunkt für
wichtig? Es hat hierzulande Tradition, die Wahrnehmung Israels auf einige
wenige politische Themen zu beschränken. Und was schon in "normalen Zeiten"
gilt, stimmt sicher um so mehr, seit alle Hoffnung auf einen baldigen
Frieden im Nahen Osten in weite Ferne gerückt scheint: die Darstellung, die
die Medien seit dem Herbst 2000 liefern, ist bestimmt von Schlägen und
Gegenschlägen, von Terrorattentaten und Militäraktionen, von Hass und
Gewalt.
Wer
erwatet, in neueren israelischen Spielfilmen würde sich ein ähnliches Bild
abzeichnen, sieht sich – zum Glück – getäuscht, und das aus doppeltem Grund:
Zum einen hieße eine solche Erwartung, den Entstehungskontext von
Spielfilmen zu verkennen. Gerade in Israel mit seinen sehr schwierigen
Produktionsbedingungen ist die Fertigstellung eines Spielfilmes ein viel zu
schwerfälliger und langwieriger Prozess, als dass er den schnellen Wechseln
der politischen Realität, die dieses Land in den vergangenen Jahren erlebt
hat, direkt folgen könnte.
Zum
anderen spiegelt das israelische Kino eine Haltung wider, die sich durch die
Geschichte des Landes zieht: den festen Willen, den Alltag nicht
preiszugeben an die große (Welt-)Politik. Was für einen von außen
Beobachtenden seltsam erscheinen mag, ist für Israel lebenswichtig: selbst
in den größten Krisen, die das Land durchlebt hat, haben seine Bewohner
immer an einer Normalität festgehalten, einer Normalität, die nicht
unbeeinflusst bleiben kann von den Konflikten der Region, aber sich doch
nicht von ihnen dominieren lässt. Unterschiedliche Facetten dieser
Normalität finden sich in den sechs hier zusammengefassten aktuellen
Spielfilmen: Facetten, die der Zuschauer im deutschen Fernsehen vergeblich
sucht.
Die
Filme präsentieren Alltagsgeschichten, ohne dabei ein Idyll zu zaubern, das
die Wirklichkeit leugnet. Die nach wie vor schwierige Integration der
zahlreichen Einwanderer, die seit dem Ende der Sowjetunion ins Land gekommen
sind, ist den Filmen ebenso ein Thema wie die große Diskrepanz zwischen dem
geographischen und gesellschaftlichen Zentrum des Landes einerseits und der
Peripherie andererseits. Die Filmemacher verschließen nicht die Augen vor
den Auswirkungen der zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen, in die
Israel immer wieder verwickelt war und ist. Liebesgeschichten entwickeln
sich vor dem Hintergrund des Golfkrieges, und die Träume junger Leute werden
vom Trauma des Jom-Kippur-Krieges zunichte gemacht. Die Bedrohung durch den
Terror ist ebenso allgegenwärtig wie der Traum vom Frieden, von einem
gegenseitigen Verstehen und Verständnis.
Indem
das israelische Kino sich nicht festlegen lässt auf das, was die Medien als
die Essenz des Lebens im Nahen Osten vorführen, bleibt es der Realität treu,
aus der heraus es entsteht und die es reflektiert: einer Realität, die neben
dem Schmerz auch die Freude, neben der Angst auch die Zuversicht kennt,
Liebe und Zärtlichkeit, in der es neben dem Weinen auch sehr viel Lachen
gibt. |