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Jüdische Weisheit
gemeinden.judentum.de/weiden
Bericht 2001
Bericht 2002

Sozialarbeit und Kulturarbeit
der Jüdischen Gemeinde Weiden
Jahresbericht 2001
 

Ehrenamtliche Tätigkeit:

Sie ist ein fester Bestandteil in unserer Arbeit geworden. Ohne unsere Helfer ginge gar nichts mehr. Sie sind da, wenn es sich um Ehrenämter bei den religiösen Angelegenheiten handelt, oder ob es innerhalb der Gemeinde nötig ist, irgendwo Hand anzulegen. Bei Tagungen auf Bundesebene stellen wir immer wieder fest, dass ein so großes Gemeindeengagement bei den Zuwanderern nicht selbstverständlich ist. Aber es zeigt, dass man auch Menschen für einen Dienst begeistern kann, den sie von „drüben“ so nicht kennen.

Die Jüdische Gemeinde Weiden hatte nach dem Krieg keine kontinuierlich arbeitende "Chewra Kaddisha" [2] mehr gekannt. Seit der Zuwanderung haben wir es geschafft, dies hier wieder aufzubauen.

Auch unsere "Shabatt-Frauen" rekrutieren sich aus den Zuwanderern. Sie sind verantwortlich, dass am Freitagabend für alle Gemeindeangehörigen nach dem Gottesdienst auch für den Kiddusch gesorgt ist. Das gemeinsame anschließende Zusammensein nach dem Gebet bei einem Imbiss - nachdem der Segensspruch über Brot und Wein gesprochen wurde - fördert den Zusammenhalt untereinander und man kann und muss auch über andere Dinge als nur die alltäglichen Probleme sprechen, denn die Sprechstunde ist an diesem Abend geschlossen.

Zudem engagieren sich viele, wenn es heißt, schnell Hand anzulegen bei kleineren Reparaturarbeiten.

Auch hier wird deutlich, wird der Mensch als solcher angenommen, vertraut man ihm eine Aufgabe an und vertraut gleichzeitig auf seine Fähigkeiten, dann kann er sich einbringen und tut es auch gerne. Was auf kleiner Ebene innerhalb einer Gemeinde funktioniert kann ebenso im Großen auf gesellschaftlicher Ebene  Realität werden, würde es nur von der Mehrheit wirklich so gewollt.

Neues Leben  - neue Heimat – neue Sprache?

Deutschland - ein neues Land, ein neues Leben und in all das setzt man ganz viel Hoffnung. Man hofft darauf, wenn man es selbst nicht schafft, sich all seine Träume zu verwirklichen, so sollen es wenigstens die Kinder sein. Sie sollen mehr erreichen, ihnen sollen sich die Tore dieser Gesellschaft öffnen.

Damit dies geschehen kann, muss erst die neue Sprache erlernt werden und das ist schwer.

Sprache ist ein lebensnotwendiges Kommunikationsmittel und damit drückt jeder seine Gefühlswelt aus. Die jüdischen Emigranten haben jedoch einen erheblichen Nachteil. Sie treffen hier mit keinerlei deutschen Vorkenntnissen ein. (Im Gegensatz zu den Aussiedlern, die diese Kenntnisse bereits noch drüben nachweisen müssen.)

Sind die Zuwanderer im arbeitsfähigen Alter, so steht ihnen ein sechsmonatiger Sprachkurs an der VHS zu, der vom Arbeitsamt finanziert wird. In dieser Zeit erhalten die Menschen Eingliederungsgeld, dessen Satz knapp über dem Sozialhilfeniveau liegt. Die Zuwanderer im arbeitsfähigen Alter besuchen von 8.00 – 15.30 Uhr den Deutschunterricht.

Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht mehr für leistungsfähig angesehen werden, die keinen Nutzen durch Arbeit mehr bringen können, haben auch keinen Anspruch darauf, unsere Sprache zu lernen. Dass man durch nicht vorhandene oder unzureichende Sprachkenntnisse den Menschen aus dem täglichen Leben aussperrt und die Einbindung in unsere Gesellschaft verwehrt, dessen ist man sich scheinbar wenig bewußt.

Die Jüdische Gemeinde versucht, diesem Mißstand entgegen zu steuern, indem wir selbst sechs Mal pro Woche Kurse anbieten, die gut besucht sind. Dies zeigt, dass die Menschen, die zu uns kommen, sich nicht nur abkapseln  und ihr eigenes Leben leben wollen, sondern sehr gerne am gesellschaftlichen Zusammenleben teilnehmen würden , wenn man dies zuließe.

Eine gründliche Überarbeitung der Konzeption der Deutschkurse ist dringend notwendig. Man könnte sich Hilfen und Anleihen aus anderen Staaten holen, in denen Einwanderer binnen kurzer Zeit die neue Sprache so lernen, dass sie sie im Alltag anwenden können. Israel mit seinem Konzept des Ulpan könnte hier auch nützlich sein.  Zur Qualität und Dauer der Deutsch-Sprachkurse ist weiterhin anzumerken, dass man bei längerer Förderung und überarbeitetem Konzept der Kurse auf lange Sicht gesehen, wesentlich mehr Sozialhilfeleistungen sparen könnte, wenn man den Menschen nicht von der Sprache ausschließen würde.

Nach einer Kursdauer von sechs Monaten beherrscht niemand die neue Sprache.  Der Teufelskreis mit der Sozialhilfe, auf die niemand gerne angewiesen ist,  beginnt wieder von Neuem.

Zudem ist es auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe, denn ernst gemeinte Integration erfordert gute Sprachkenntnisse des neuen Landes.

Politische Lage

Diese Überschrift war neu im letzten Jahr und hat leider nichts an Aktualität eingebüßt. Drei antisemitische Vorfälle auch im Jahr 2001:

  • März: ein Farbanschlag auf das Mahnmal für die im 3.Reich ermordeten Weidener Juden
  • Mai: Hundekot auf der Klingelanlage des Privatanwesens der Gemeinde-vorsitzenden
  • Mai: erneut Schmierereien am Mahnmal

Wurde noch im Jahr 2000 die Gemeindeleitung als „Nestbeschmutzer der Stadt“ von der  politischen Stadtleitung diffamiert, so merkte es im vergangenen Jahr auch der brave  Normalbürger, dass der braune Mob auch nicht vor Weiden Halt machte. Zeitungsberichte über einige Prozesse gegen Neonazis und andere neonazistische Vorfälle belegen dies.

In unseren Angelegenheiten haben die polizeilichen Ermittlungsarbeiten keinerlei Ergebnisse gebracht. Im Gegenteil, die Einsicht in die bestehenden Ermittlungsakten hat uns eher verunsichert, was hier überhaupt ermittelt wurde oder werden sollte.

Dagegen treten unserer Wahrnehmung nach – und das bemerken auch „normale“ Bürger- junge Menschen, die ihre rechte Gesinnung deutlich nach außen zeigen, immer häufiger in der Öffentlichkeit auf.  Damit tritt dann ein Gewöhnungseffekt ein, man gewöhnt sich an deren Erscheinungsweise, sie werden irgendwann fester Bestandteil des Straßenbildes, des Gesellschaftsbildes.... und was dann?

Einige Pressemeldungen:

Sicherung der Gemeinde – eine neue Situation

Die neue politische Lage, mit der wir uns im Jahr 2000 konfrontiert sahen hat uns im letzten Jahr gezwungen, Sicherungsanlagen in für Weidener Verhältnisse nie gekanntem Ausmaß einzubauen. Die letzte Baumaßnahmen – wobei uns die Stadtverwaltung noch einige Sicherungsmaßnahmen auferlegte – werden erst im laufenden Jahr abgeschlossen werden.

Unsere Reserven sind jetzt mehr als erschöpft, denn unser Gebäude musste von Grund auf saniert werden. Unsere Räume sind jetzt wieder freundlich und modern, aber leider haben wir keinen Platz mehr damit erzielt, die Raumnot bleibt bestehen, wie wir es immer gerade an den Feiertagen merken, wenn alles überfüllt ist.


  • [2] dies lässt sich am ehesten mit der Hospizbewegung vergleichen. Nur ist es im Judentum eine Kranken- und Sterbebegleitung seit alters her, die auch die "Tahara" (rituelle Totenwäsche) mit einschließt. Gerade für letzteres ist nicht jeder geeignet und er muss erst die tiefe Bedeutung und den Sinn dieses Dienstes erkennen. Ebenso kümmern sich die Angehörigen der Chewra auch um die Hinterbliebenen.
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