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Jüdische Weisheit
gemeinden.judentum.de/weiden
[weiden/nav-2002.htm] 

Die Sozialarbeit
der Jüdischen Gemeinde Weiden
Jahresbericht 2002
 

Deutschland - deine "Fremden"

Das momentan gescheiterte Zuwanderungsgesetz, die Frage, ob wir "Fremde" brauchen und wenn ja, dann welche mit welcher Qualifikation – das alles ist das Ergebnis einer lang anhaltenden Diskussion und der typisch deutschen Fähigkeit, trotz aller Nudeln in der Suppe, das berühmte Haar heraus zu fischen.

Gleichzeitig zeigt die Situation aber auch, dass Zuwanderungspolitik seit Beginn der BRD nur halbherzig behandelt wurde und alle damit verknüpften gesellschafts-politischen Themen auf die lange Bank geschoben wurden. Am Ende dieser Bank angekommen haben wir jetzt die verschiedenen "Kategorien" von Fremden, als da sind: Asylbewerber, Aussiedler, jüdische Kontingentflüchtlinge. Ihnen allen ist eines gemeinsam: sie wollen, aus welchen Gründen auch immer hier bleiben und ein sicheres Leben in einem Rechtsstaat leben.

Geht man davon aus, dass zu Zeiten des "Wirtschaftswunders", in den 60-ziger Jahren des 20.Jh. der Zuwanderer, zuerst meist Italiener, nur als Gastarbeiter gesehen wurde, der hier arbeitete, seine Steuern zahlte und den größten Teil seines Verdienstes in sein Heimatland schickte, so hat sich jetzt einiges geändert.

Damals wurden die fremden Arbeiter meist neugierig betrachtet. Die Deutschen im Zeichen des aufblühenden Wohlstandes besuchten "sein" Land, lernten Pizza, Spaghetti und sonstige kulinarische Genüsse kennen und lieben. Fremd blieb er doch, der "Gastarbeiter", denn er war nur "Gast", dessen Arbeitskraft man brauchte, um die boomende Wirtschaft voran zu bringen.

Ausländerpolitik war damals kein Thema und wurde, wenn überhaupt nur unter arbeitspolitischen Aspekten gesehen. Und anfangs war es sicher auch so, dass die "Gastarbeiter" sich durchaus auch nur temporär in Deutschland sahen und irgendwann wieder einmal in ihre Heimat zurück wollten. Aber die Übergangserscheinung begann häufig langfristig zu werden, oftmals für die Beteiligten unmerklich. Was als vorübergehender Arbeitsaufenthalt gedacht war wurde oftmals zum dauerhaften Lebensentwurf. Ähnlich wie hier änderte sich auch im Laufe der Zeit die politische Landschaft, aus der die Zuwanderer kamen.

So hat die Zahl derer, die aus Mittel –und Osteuropa kommen erheblich zugenommen. Gerade aus den osteuropäischen Ländern kommen zumeist Menschen, die aufgrund der politischen und systemischen Veränderungen ihrer Heimatländer auswandern und sich eine bessere Lebensqualität hier erhoffen.

Wie Helga Nagel (1) in ihrer Untersuchung feststellt sind niemals mehr Menschen als in den letzten zehn Jahren zugewandert seit der Gründung der BRD - von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. Dadurch hat die Zuwanderung eine ethnische Pluralisierung und Internationalisierung erfahren.

Doch leider hat auch diese veränderte Situation nicht dazu geführt, eine konstruktive Ausländerpolitik in diesem Land werden zu lassen, die den Menschen in den Vordergrund stellt. Gerade hier braucht es dringend eine agierende Politik und keine, die nur auf Probleme reagiert.

Den meisten Zuwanderern sind folgende Punkte wichtig:

  • eine akzeptable Wohnung
  • ein Arbeitsplatz, am liebsten im erlernten Beruf
  • Deutschkenntnisse.

Die letzten beiden Punkte sind die wichtigsten und schwierigsten zugleich und bedingen einander. Chancen zur Integration in und Partizipation an dieser Gesellschaft hat jeder nur mit optimalen Deutschkenntnissen.

Deutsche Sprache – "Entreebillet in die Gesellschaft"

Das Heinewort abgewandelt könnte man hier anwenden. Sprache – Einlass in diese Gesellschaft? Und wenn, in welche Gesellschaft? In ein Land, das sich nicht als Einwanderungsland versteht, dabei aber Einwanderungssituationen schafft und diese nicht bewältigen kann oder will.

Dabei wollen sich diese Zuwanderer im Gegensatz zu manchen anderen Zuwanderergruppen, die sich nur temporär in Deutschland sehen, wirklich integrieren. Sie wollen den "deutschen Pass" mit all seinen Rechten und Pflichten. Doch der Weg dahin ist steinig. Ein wesentliches Element, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen ist, die Sprache zu erlernen.

Diese in einer angemessenen Art und Weise zu vermitteln, und damit die wesentliche Voraussetzung für Integration zu schaffen wurde bisher nur halbherzig von der Politik verfolgt und umgesetzt.

Über Lehrmethoden, Didaktik und Vermittlung von Sprache kann man streiten. Die alte Weisheit von der Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis kommt gerade hier zum Ausdruck. Dabei ist es auch noch wichtig neben all der didaktischen Vermittlung von Sprache, dass auch deren Sinnhaftigkeit erfahren wird und sich der Lernende angenommen in dieser Gesellschaft fühlt. Dazu Helga Nagel[2]:

"....Ähnlich trivial und nachvollziehbar ist die Feststellung, dass erfolgreiches Lernen nur da geschieht, wo seine Sinnhaftigkeit erfahrbar wird. Linguistische und migrationssoziologische Studien, die den Zusammenhang von gesellschaftlicher Integration und Zweitsprachenerwerb untersuchen, zeichnen dazu ein widersprüchliches Bild und spiegeln so getreu die politisch und gesellschaftlich uneinheitlichen Diskurse..."

Sprache, ihre sinnvolle Anwendung und das Erleben, nicht nur Brötchen kaufen zu können, sondern auch einen Film, ein Theaterstück in deutscher Sprache zu verstehen, ist für eine gelungene Integration unabdingbar.

Sprachunterricht muss aber wesentlich mehr als die grammatikalische Beherrschung vermitteln. Sprachunterricht muss auch in die neuen Lebensumstände, Landes- und Lebenskunde, das neue Rechtsverständnis, die neue Umwelt einführen und daran teilnehmen lassen.

Wie das geschehen soll, wobei nach dem Scheitern des Zuwanderungsgesetzes jetzt wieder einiges in der Schwebe ist, bleibt abzuwarten. Jedoch scheint es schwierig, wenigstens gleiche Ergebnisse mit wesentlich geringerem Stundenkontingent zu erreichen. Der bisherige Stundenumfang von 840 Stunden soll dann auf maximal 600 verringert werden. Auch die personelle Förderung der Sprachanbieter wird weiter zurückgeschraubt, was ganz offenkundig zu Lasten der Qualifikation des Lehrpersonals gehen muss.

So gesehen keine rosigen Aussichten, wenn man schon jetzt die Sprachdefizite der Zuwanderer berücksichtigt. So weiß man aus bisherigen Erfahrungen in der VHS- Weiden:

"....Die Sprachkenntnisse vor Kursbeginn sind auf einem niedrigen Niveau angelangt, ebenso die Motivation bei vielen. Auch geschlechtsspezifisch kann man vom Grundsatz her mutmaßen, dass Frauen in der Regel motivierter und in den Prüfungen leistungsstärker sind..."

Dabei sei auch hier wieder darauf verwiesen, dass das Fehlen der Sprache häufig zur Sprachlosigkeit führt. Sprachlosigkeit, die in jugendlichen Kreisen wiederum zur Bildung von Cliquen gleicher Nationalität führt, die dann untereinander ihre Positionierungs-kämpfe austragen. Auch hier sei wieder mal bemerkt, dass derjenige, der der neuen Landessprache mächtig ist sich wesentlich leichter integriert, den Schulabschluss schafft und sich einen Beruf suchen kann, als der, der bei der Sprache draußen vor der Tür bleibt. Hier ist es im wesentlichen Aufgabe der Schulen, dies zu vermitteln.

Erheblich schwerer tun sich die Erwachsenen. Sie kommen hierher und erleben sich zunächst als Versager. Der Sprache nicht mächtig, den neuen sozialen und politischen Alltag  nicht verstehend, sollen sie sich um alles hier kümmern. Natürlich hilft am Anfang die Gemeinde, doch irgendwann – für die meisten zu früh – muss man selbst das Alltagsleben regeln.

Zuwanderer und ihre Lebenssituation

Wer "drüben" weggeht, lässt nicht gerne die engen Verwandten zurück. So kommt es, dass gut ¾ der Kontingentflüchtlinge, die in der Weidener Gemeinde zuwandern im Familienverband leben, ¼ sind meist allein stehend und in der Regel älter als 45 Jahre.

Die Familie scheint den meisten der gesicherte Ort, mit dem Exil funktionieren kann. Oft wird sie hier auf eine harte Zerreißprobe gestellt. Männer und Frauen versuchen gleichermaßen die Deutschkurse möglichst schnell hinter sich zu bringen, wobei, wie bereits die VHS treffend bemerkte, die Motivation mehr weiblich ist.

Überhaupt haben auch wir in den letzten Jahren bemerkt, dass die Motivation, die neue Sprache zu lernen, erheblich gesunken ist, ebenso wie die Qualifikation  der Abschlüsse. Vielleicht ist es so, dass viele überfordert sind, sofort, noch bevor sie sich in diesem neuen Leben sicher fühlen, neue Sprachkenntnisse zu erwerben und natürlich sind auch Lernbereitschaft und Lernvermögen von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Dazu kommt noch die besondere Ausnahmesituation des Exils, das ein "Ausflug" ohne Rückfahrkarte ist und den meisten erst hier bewusst wird.

Wie wir schon in früheren Jahren festgestellt haben, gehen Männer leichter in die innere Emigration und ziehen sich zurück. Die lavierte Depression steht hier im Vordergrund, wobei wir aus unserer Erfahrung ganz unerheblich mit Alkoholproblemen konfrontiert sind.

Am Ende eines Deutschkurses finden sich die meisten wieder, ohne gute Sprachkenntnisse und ohne Aussicht auf einen annehmbaren Job. Die eigene Ausbildung, das Studium, der erlernte Beruf werden sowieso nicht anerkannt. Das zu lernen ist eine harte Lektion.

Meist schließen sich hier geförderte Kurse des Arbeitsamtes an, die zu breit gefächert sind, ausgerichtet auf verschiedene Berufssparten wie Büro oder Handwerk. Diese Kurse werden oft an Anbieter weiter vermittelt, mit deren Lehrpersonal wir mitunter wenig qualifizierte Erfahrungen gemacht haben. Außerdem sind die Vorkenntnisse, sowohl in Sprachkenntnissen als auch in beruflicher Hinsicht der ausgewählten Teilnehmer sehr unterschiedlich, was sich nicht immer förderlich für den jeweiligen Kurs auswirkt.

Eines der vordergründigsten Probleme der anfänglichen Deutschkurse und der nachfolgenden Berufsintegrierenden Kurse ist jedenfalls meist die gemeinsame Muttersprachlichkeit der Teilnehmer. D.h., die gesamte Gruppe spricht eine Muttersprache, auch wenn sie auf unterschiedlichen "Tickets" nach Deutschland kam, seien es Aussiedler oder Kontingentflüchtlinge. Dem neuen Spracherwerb steht eine solche "Monosprachlichkeit" der Sprachkursteilnehmer hindernd im Wege, weil man in den Pausen natürlich wieder Russisch spricht. Deutsch ist somit nicht Konversationssprache und kann nicht "ausprobiert" werden.

Genauso ist in den Familien die Hauptsprache Russisch, erst die Kinder bringen nach unseren Erfahrungen Deutsch als Sprache in die Familie, wenn sie diese sicher in der Schule erlernt haben.

Die Eltern bleiben zumeist hinter der Sprechfertigkeit ihrer Kinder in der neuen Sprache zurück. Dass es hierbei oft zu nicht unerheblichen Verzerrungen im Familiengefüge kommen kann, darauf haben wir schon in früheren Jahresberichten hingewiesen. Welche Erziehungsprobleme daraus resultieren können, wenn Kindern eine Verantwortlichkeit zukommt, die sie nicht tragen können, wenn sie die Rolle von Erwachsenen übernehmen müssen, beim Einkauf, beim Arzt im sozialen Leben, darauf möchten wir nochmals ganz ausdrücklich verweisen.

Zudem sind deutsche Beratungsstellen, von Ehe-Familien- und Lebensberatung über Erziehungsberatung bis hin zur Drogenberatung weder sprachlich auf dieses neue Klientel eingestellt, noch ist das Wissen über den kulturellen und sozialen Hintergrund da.

Dabei wäre es sicher von Vorteil für beide Seiten – für die der Zuwanderer und die des neuen Landes – wenn hier so etwas wie eine "Integrationsstelle" geschaffen würde, die sich der Sorgen und Nöte der Zuwanderer in kompetenter Weise annimmt. Dabei könnte auch auf die eigenen Erfahrungen von Zuwanderern zurückgegriffen werden, die teils selbst noch im  Integrationsprozess stecken oder ihn bereits bewältigt haben. Ebenso hätten gerade jüdische Gemeinden mit ihrer jetzt jahrelangen Erfahrung, neue, fremde Menschen einzugliedern viele Kompetenzen, die hier helfen würden, nicht ausschließlich für jüdische Kontingentflüchtlinge, sondern für alle Fremden, die in Deutschland ein neues Leben suchen und bereit sind, an diesem Sozialstaat weiter mit zu bauen.

Doch wesentlich für alle, die in die BRD kommen und hier leben und an der Gesellschaft teilnehmen wollen, ist die Sprache. Nur sie ermöglicht echte Partizipation und letztlich auch Integration. Und dass Zuwanderer nicht nur die Grobstruktur der Sprache erlernen, sondern auch ihre Feinheiten, daran sollte der Mehrheitsgesellschaft sehr gelegen sein, denn nur so wird auf Dauer ein reibungsloses Zusammenleben möglich und nur so kann ein Austausch und eine gegenseitige Befruchtung von Kulturen stattfinden.

Aktuelle Situation der Jüdischen Gemeinde

Lt. den neuesten Zahlen des Bundesverwaltungsamtes (2) sind nach Aufnahmezusage bisher 164.908 Personen aus dem Kreis der jüdischen Kontingentflüchtlinge in die BRD eingereist.  D.h. von insgesamt rund 7 Mio. Ausländern, die hier leben sind 2,35% aus dem Personenkreis der jüdischen Kontingentflüchtlinge und haben somit als erste Anlaufstelle das Büro einer jüdischen Gemeinde hier in Deutschland.

Auch hier ist unsere Gemeinde ein Spiegelbild anderer Gemeinden in Deutschland. Ehemalige Gemeindemitglieder sind in der Minderzahl und diese Arbeit kann nur einigermaßen bewältigt werden, wenn die Zuwanderer bereit sind mitzuhelfen.

So trafen die ersten beiden Familien, die 1990 noch im ungeregelten Verfahren aus der GUS kamen, auf eine "Mini-Gemeinde", die gemäß ihren Statuten eigentlich vor der Auflösung stand. Gerade noch 26 Menschen, wobei davon ca. 60% über 60 Jahre waren, kamen nur noch mühsam zu den hohen Feiertagen zusammen und ein reisender Religionslehrer aus Nürnberg versorgte neben unseren Kindern auch noch die aus den Gemeinden Amberg und Hof mit Religionsunterricht.

Der September 1994 brachte dann offiziell die Wende. Seitdem kommen fast jedes Monat neue Menschen hier in Weiden an und wenden sich als erstes hier an das Gemeindebüro, von dem sie Unterstützung für das neue Leben erwarten.

So haben wir seit
September 1994 bis Dezember 2002: 1460 Menschen
betreut. Hinter dieser nüchternen Zahl stehen viele menschliche Probleme und Nöte. Sehr viele davon sind weiter gezogen, da Weiden wenig Arbeits- oder Qualifizierungsmöglichkeiten bietet, aber die Anfangsschwierigkeiten haben sie bei uns bewältigt

Und noch eines zeigt diese Zahl, nämlich die Arbeit der Zuwanderer selbst, denn unsere kleine Gemeinde von damals hätte dies nie leisten können, hätten sich die Menschen nicht selbst ein Stück weit darauf eingelassen und Aufgaben übernommen.

Als kleines Beispiel sei nur darauf hingewiesen, dass die seit 1996 als zweite Vorsitzende amtierende Frau eine von den ersten beiden Familien war, die zu uns kamen. Sie hat viel dazu beigetragen, dass der Weg zur "russischen" Seele der Zuwanderer kürzer wurde und Verständnis für die ungewohnte Situation auf beiden Seiten wuchs.

Die Altersstruktur der Gemeinde hat sich ebenfalls  mit dem Zuzug der "Neuen" zum Positiven verändert. Neben fast ¼ von 0-20-jährigen und ungefähr dem gleichen Anteil von 30-50jährigen macht uns lediglich der Einbruch bei den 20-30jährigen Sorgen.

Mit knapp 10% stellen sie den geringsten Anteil der Gemeinde, was uns zeigt, dass die Jugend zur Ausbildung oder zum Studium die Stadt verlässt und ob sie wieder zurück kehrt, das wird man erst in ein paar Jahren wissen.

Doch die Gemeinde ist für viele Aktivitäten eine Anlaufstelle geworden und zugleich ein Nest, in dem man Gleichgesinnte trifft, in der sich soziales und religiöses Leben gleichberechtigt abspielt.

Deutschkurse der jüdischen Gemeinde:

Im Jahr 2002 haben 120 Kontingentflüchtlinge die Sprachkurse der VHS besucht.

Sie sind alles Menschen, deren Kursgebühren vom Arbeitsamt getragen wurden, da sie als noch "in das Arbeitsleben" vermittelbar gelten. Wie viele von ihnen letztendlich dann wirklich Arbeit finden steht auf einem anderen Blatt.

Eine der wesentlichen Aufgaben, die die Gemeinde für sich erkannt hat von Anfang an, ist, dass das Erlernen der deutschen Sprache allen Zuwanderern, egal welchen Alters, möglich sein muss. Neben vielen "normalen" Altersproblemen, die es zu bewältigen gilt, geht es nicht an, dass ältere Menschen vom Zugang zur Sprache und damit auch vom Zugang zur Kultur, in der sie nun leben ausgeschlossen sind. Dabei entsteht auch die Frage, wer ist ein "älterer Mensch"? Wir kennen viele "junge Alte", denn mit 45 Jahren und älter ist es nahezu unmöglich eine Arbeit zu finden.

So kommen diese Menschen zu uns in die Gemeinde, in deren Räumen 4x pro Woche Deutschkurse mit unterschiedlichem Schwerpunkt stattfinden. Jeder dauert 1,5 Stunden, hat aber unterschiedliche Themenschwerpunkte anzubieten:

1. "Deutsche Grammatik und Gespräch", dieser Kurs findet zweimal in der Woche statt und wird regelmäßig von bis zu 20 Personen besucht. Hier finden sich auch viele Teilnehmer nach dem Sprachkurs der VHS ein, bevor sie in einen Berufsaufbaukurs starten. Neu an diesem Kurs ist, dass unsere neue Rabbinerin, Frau Gesa Ederberg diesen zweimal im Monat nutzt und religiöse Alltagsthemen mit einbringt. Das Ganze läuft seit Herbst 2002 in einer Versuchsphase, die den Zuwanderern auch die meist noch ungewohnte Religion nahe bringen soll.

2. "Deutsche Grammatik für Anfänger", auch hier ist eine ähnliche Teilnehmerzahl zu finden, aber v. a. konzipiert für ältere Teilnehmer zwischen 60-80 Jahre.

3. "Deutschkurs für Fortgeschrittene", hier sind ebenso immer um die 10 Personen von den Senioren dabei, die sich einmal pro Woche in der Gemeinde dazu einfinden.

Was eine nicht unerhebliche und Gemeinschaftsfördernde Komponente dieser Kurse noch zusätzlich ist, ist das gemeinsame Teetrinken danach. Man bleibt zusammen und bespricht sozusagen bei Tee und Kuchen noch diverse Themen. Gerade dies fördert die Verständigung und den Zusammenhalt untereinander, außerdem noch die praktische Anwendung der deutschen Sprache und trägt dazu bei, "Gemeinde" als Gemeinschaftsaufgabe zu sehen.

Als Pilotprojekt suchen wir gerade gemeinsam mit unserer Rabbinerin und in Kooperation mit der VHS beim Zentralrat der Juden in Dtl. einen Sprachkurs gefördert zu bekommen, der Sprache lernen auch mit jüdischen Inhalten verknüpfen soll.

Anmerkungen:
(1) Helga Nagel: Sprache und Partizipation, die Bedeutung der Zweitsprache im Einwanderungsprozess/ www.dreiwelten.de
(2) BVA III 4: Verteilung jüdischer Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion, Stand 30.1.2003

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