Die Sozialarbeit
der Jüdischen Gemeinde Weiden
Jahresbericht 2001
Sozialarbeiterstelle:
Diese Arbeit teilen sich als
Ganztagesstelle, ¾ vom bayerischen Staat gefördert und ¼ von der Jüdischen
Gemeinde Weiden finanziert.
Die offizielle wöchentliche Arbeitszeit
beträgt 38,5 Std., doch beide arbeiten zusätzlich zahlreiche freiwillige
Stunden, da Arbeit am Menschen nicht mit der Stechuhr gemessen werden kann.
Beide Frauen stammen auch aus dem Kreis der Zuwanderer und kamen im Jahr 1995 zu
uns. Sie kennen die Anfangssorgen am besten und Russisch ist ihre Muttersprache.
Im Gegensatz zu den deutschstämmigen Aussiedlern können unsere Zuwanderer kein
Deutsch.
Beide sind die erste Anlaufstelle für die „Neuen“ und übersetzen mitgebrachte
Papiere, um die Anmeldungen auf den Ämtern in die Wege zu leiten.
Bürozeiten:
Montag bis Freitag: 10.00-17.00 bzw. 9.00-18.00, 10.00 –20.00 Uhr feste
Sprechstunden, außerhalb dieser Zeiten sind Behörden- Ämter- oder Arztbesuche
von beiden Sozialarbeiterinnen zu betreuen.
Aufgaben der Sozialarbeiterinnen:
Kontingentflüchtlinge kommen mit wenig Wissen über die BRD, aber mit der großen
Wunschvorstellung, hier mögen sich die eigenen Lebensumstände umgehend
verbessern.
Nur, dass sich hier der Mensch um vieles
alleine kümmern muß, und das noch dazu in einer fremden Sprache, erleben die
meisten erstmals sehr eindringlich. So gibt die Weidener Jüdische Gemeinde jedem
Neuankömmling einen Leitfaden in russisch an die Hand, damit er Weiden
kennenlernt, die Behörden, die jetzt wichtig sind für ihn und noch einige
wichtige Adressen wie Ärzte etc. Zusätzlich werden die „Neuen“ auch über die
Aufgaben einer jüdischen Gemeinde informiert, da sie eine solche Institution aus
ihrer Heimat her nicht kennen.
Die Hauptaufgaben in der Sozialarbeit sind:
-
Anmeldung bei allen Ämtern, samt der damit
verbundenen Erstübersetzung von Pässen und Geburtsurkunden
-
Hilfe bei den Schulanmeldungen für die
Kinder
-
Beratung für die richtige Schulart
-
Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen aller Art
-
Hilfe beim Arbeitsamt
-
Hilfe bei der Suche nach
Weiterbildungsmöglichkeit im Rahmen der Otto-Bennecke-Stiftung
-
Hilfe bei der Wohnungssuche
-
Sammeln, Sichten und Bearbeiten aller
nötigen Unterlagen für die Anerkennung über die Zentralwohlfahrtstelle der Juden
in Frankfurt
-
Betreuung und Übersetzungshilfe bei
Arztgängen
-
Betreuung von Krankenhauspatienten
-
Vermittlung von Fachdiensten bei familiären
oder persönliche Schwierigkeiten
-
Allgemeine Informationen über „Leben hier“
-
Hilfe bei der Organisation von Senioren-,
Informationsabenden, Gemeinde-veranstaltungen
-
Vermittlung von Seminaren sozialer oder
religiöser Art der ZWSt an Interessenten
Daneben haben beide Frauen auch eine wichtige Funktion, wenn es darum geht, dass
man oft „nur“ ein Entlastungsgespräch in gesondert vereinbarten Sprechstunden
sucht, weil man sich in manch neuen Situationen einfach überfordert fühlt. Dazu
gehören auch Hausbesuche, denn die Arbeit geht weiter , wenn die Neuen längst
das Wohnheim verlassen und eine Wohnung haben.
D.h., die Arbeit besteht im Wesentlichen aus Einzelberatungen, denn jeder Mensch
ist eine Welt für sich und als Ankömmling hier in einer Ausnahmesituation, und
eben dies verlangt außerordentliches Fingerspitzengefühl.
Oftmals bringen diese vielfältigen Aufgaben die Sozialarbeiterinnen an die
Grenze ihrer Belastungsfähigkeit, was für uns immer deutlicher macht, dass wir
auch hier eine andere Form der Betreuung aufbauen müssen, wollen wir deren
Leistungsfähigkeit erhalten.
betreutes Wohnheim:
-
Regierungsaufnahmestelle der Oberpfalz
Frauenrichterstr.140a
92637 Weiden
Das Wohnheim verfügt über 33 Zimmer
mit insgesamt 164 Betten. Je nach freien Plätzen werden die ankommenden
Kontingentflüchtlinge von der Landesaufnahmestelle Nürnberg eingewiesen. Die
Wohndauer im Heim, das pro Zimmer bis zu fünf Leute beherbergt, beträgt
durchschnittlich sechs Monate. In dieser Zeit wandern die Menschen entweder in
größere Städte ab, aufgrund der besseren Arbeitsmarktchancen oder suchen sich
nach dem Sprachkurs eine Wohnung.
Jüdische Gemeinde
in Weiden:
Brennpunkt „Migration“
Seniorenclub "Simches":
Senioren sind bei uns altersmäßig ziemlich
weit gefasst. Wir können auch mit "jungen Senioren" aufwarten, denn leider ist
es Tatsache, dass viele, die älter als 45 Jahre sind auf unserem Arbeitsmarkt
nicht mehr vermittelbar sind.
Der Seniorenclub versucht mit Lesungen,
Musikveranstaltungen, Ausflügen oder einfach nur "Ratsch-Abenden", die
Kommunikation untereinander zu fördern. Eine frühere Zusammenarbeit mit dem
örtlichen Seniorenhaus Maria –Seltmann – Haus findet leider überhaupt nicht mehr
statt, aber statt dessen scheint es jetzt gute Aussichten zu geben, dass sich
innerhalb der Religionsgemeinschaften die Senioren näher kennen lernen. Auch
hier gilt, wie eingangs erwähnt, schließt sich eine Tür, tun sich neue dafür
auf.
Im Jahr 2001 standen dabei auf dem Programm:
-
wöchentlich von Montag-Freitag
Deutsch-Sprachkurs für Senioren (sechs Gruppen)
-
Lesungen und Vorträge über russische Dichter
und Schriftsteller, teils von den Mitgliedern selbst veranstaltet oder aus
Gemeinden organisiert
Vorträge über politische Themen,
Umweltfragen und Gesundheitsthemen
Musikabende mit Künstlern, teils aus eigenen
Reihen, teils aus anderen Gemeinden
Ein in diesem Jahr gegründeter Schachclub
spricht alle Altersgruppen an. Daneben haben viele unserer Senioren an den
Weiterbildungsseminaren der Zentral Wohlfahrtsstelle in Frankfurt teilgenommen.
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