Die Kulturarbeit
der Jüdischen Gemeinde Weiden
Jahresbericht 2002
Kulturelle Öffentlichkeitsarbeit:
Die Jüdische Gemeinde Weiden hatte sich nach ihrer
Entscheidung im Frühjahr 1995 auch kulturell nach außen zu öffnen rasch einen
Platz in der Kulturlandschaft der Stadt erworben. In den letzten Jahren haben
wir viele Themen von Lesungen über Konzerte, Vorträge, Ausstellungen, Reisen,
Diskussionen und anderes mit Partnern wie der Weidener Volkshochschule und der
Regionalbibliothek angeboten.
Auch uns hatte es Freude gemacht zu zeigen, welch reiches und
vielfältiges Leben das Judentum bieten kann, und dass dies nicht nur auf Klezmer
beschränkt ist, sondern im Gegenteil, dies nur ein Teilaspekt eines lebendigen
Judentums ist.
Die Ereignisse der Jahre 2000 und 2001 haben uns aber auch
hier eines besseren belehrt und uns gezeigt, wo unsere Grenzen sind. Wir haben
dies akzeptiert und unsere Arbeit auf andere – wichtigere Gebiete verlegt.
So kommt es, dass im letzten Jahr nur noch wenig und nur noch
in Zusammenarbeit mit der Weidener VHS angeboten wurde, darunter zwei Konzerte
des Duos Burstein/Legnani und ein Konzert mit Timna Brauer.
Auch den weiterhin anhaltenden Anfragen nach Führungen und
Vorträgen in der Gemeinde konnte aus Zeitgründen und Mangel an geeignetem
Personal wenig entsprochen werden. Im kleinen Rahmen versuchen wir, dies in
diesem Jahr wieder etwas zu beleben.
Die Gemeinde Weiden unterstützt auch weiterhin das im Juli
stattfindende alljährliche Überlebendentreffen der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg,
wobei wir die Dolmetscher für russisch und ukrainisch stellen.
Das Religionengespräch – ein neuer Weg in
Weiden
Das Religionengespräch ist eine feste Einrichtung mittlerweile
in Weiden geworden. Seit den Ereignissen des 11.September 2001 sind auch hier
über Religionsgrenzen hinweg die Menschen zusammengerückt und haben
festgestellt, dass sie viel zu wenig voneinander wissen.
So treffen sich die Vertreter der beiden christlichen
Religionen, der türkisch-islamischen Gemeinde, des deutschsprachigen Vereins der
Muslime und der jüdischen Gemeinde einmal monatlich und tauschen sich aus.
Im letzten Jahr ist daraus ein Frauenkreis erwachsen, der sich
zweimal traf, um über Glaubensthemen zu sprechen. Für dieses Jahr hat er auch
vor, in praktische Arbeit einzusteigen, was momentan mit einem Deutschkurs für
Frauen versucht wird, der auf multiethnischer Basis laufen soll.
Die religiöse
Arbeit
Ausblick
Neun Monate vor den Neuwahlen zum Gemeindevorstand kann der
"alte" Vorstand nun eine durchaus positive Bilanz ziehen. Er wird eine
konsolidierte Gemeinde hinterlassen, die neue Strukturen gefunden hat.
Vieles ist in Gang gekommen, die Gemeinde hat eine Größe
erreicht, die sie seit der Gründung vor über 100 Jahren noch nie hatte.
Nach außen, baulich umfassend saniert – nach innen, religiös
konsolidiert, so stellt sich die Gemeindearbeit nach acht Jahren, seit Beginn
der Zuwanderung, dar. Diese Zeit war voll gepackt mit Problemen, Hindernissen
und auch unschönen Ereignissen. Aber sie hat auch gezeigt, was man leisten kann,
wenn man weiß wofür und wenn alle mit anpacken.
Wir haben viele wertvolle menschliche Erfahrungen machen
dürfen und gesehen, dass man über Sprachgrenzen hinweg konstruktiv und gelungen
zusammenarbeiten kann, wenn auf beiden Seiten der gute Wille da ist.
Gegenseitiges Verstehen fördert auch das eigene menschliche Wachstum.
Deshalb ist es jetzt an der Zeit, die Leitung in die Hände der
"Gemeindemehrheit" abzugeben. Diese ist nun mal bei den Zuwanderern, sie haben
sich langsam diese Gemeinde zu Eigen gemacht und müssen jetzt lernen, deren
Belange auch nach außen hin zu vertreten.
Und dass das "Außen" die Arbeit einem neuen Vorstand nicht zu
sehr erschwert, das wünscht sich der "alte" Vorstand.
Gabriele Brenner, 1.Vorsitzende
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